Fähndelschwenken

Leider wissen wir nicht genau, seit wann das Fahnenschwenken im Unkeler Junggesellenverein gepflegt wird, aber fest steht, dass es nach dem ersten Weltkrieg einen lebhaften Aufschwung erfuhr. 1921 wurde unter dem Vorsitzenden Emil Gehrs eine Schwenkfahne angeschafft. Sie zeigt auf einem beigen Untergrund das Unkeler Stadtwappen, umgeben von einem Eichenkranz und zwei verschlungenen Händen, die Einigkeit symbolisieren. Das Unkeler Stadtwappen trägt die Inschrift:  “Junggesellenverein Unkel”. Glücklicherweise ist uns die Fahne bis heute erhalten geblieben und kann noch im Stadtarchiv bewundert werden.

Hanny Simon sollte als erster diese Fahne schwenken. Die Kunst des Fähndelschwenkens lehrte ihn der damalige Bezirksmeister Josef Quadt. Nach fleißigem Training war es dann soweit, ein öffentlicher Auftritt konnte gewagt werden: Am 10. Juli 1921 weihte Pastor Schwamborn die neue Fahne in einem feierlichen Festakt auf dem Unteren Markt (heute: Willy-Brandt-Platz). Bürgermeister Decku hielt eine Rede und überreichte die geweihte Schwenkfahne dem Fähnrich, der unter großem Aufsehen und Applaus der Unkeler Bevölkerung sein Können unter Beweis stellte.

Während des Dritten Reichs ruhte die Arbeit des Junggesellenvereins, da dieser sich nicht zu politischen Zwecken einspannen lassen wollte und somit kam auch das Fähndelschwenken zum Erliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es jedoch von namhaften, bis heute in Erinnerung gebliebenen Fähnrichen wie Karl Schumacher, Gottfried Kretzer, Josef Perz sowie Erich Masson und Otto Muß, die sogar im Handstand Fahne schwenkten, fortgeführt.

1950 wurde die Fahne von 1921 neu aufgelegt, leider blieb sie auch trotz Nachforschungen spurlos verschwunden. Ein Hinweis, dass sie dem 1979 verstorbenen Ehrenmitglied des Junggesellenvereins „Kluster-Schäng“, mit bürgerlichem Namen Johann Schreiner, mit ins Grab gelegt worden sei, erwies sich als falsch. Im Jahr 2000 ist es uns gelungen, diese Fahne in der Bonner Fahnenfabrik zum zweiten Mal neu auflegen zu lassen.  Der wirtschaftliche Aufschwung der Bundesrepublik ermöglichte es dem Jungesellenverein 1956 und 1963 zwei neue Schwenkfahnen anzuschaffen. Sie zeigen, nach den vorzüglichen Entwürfen des Unkeler Kunstmalers J. Arens, das Wahrzeichen Unkels, den Gefängnisturm und die Madonna vom Schutzengelhaus.

Ein absoluter Höhepunkt des Fähndelschwenkens in Unkel ist der Weltrekord im Fahnenschwenken. 1980 schwenkten 25 Fähnriche aus der Verbandsgemeinde Unkel die Fahne 27 Stunden lang. Das Lexikon der Superlative 1982 verzeichnet: “ Den Weltrekord im Fahnenschwenken halten 25 Fähnriche des Junggesellenvereins von 1775 aus der Verbands-gemeinde Unkel/Rhein. Sie schwenkten bei einer Veranstaltung im Juli 1980 ihre Fähndel 27 Stunden lang! Beim Fähndel-schwenken handelt es sich um eine uralte Tradition, die von den ebenfalls traditionellen Junggesellenvereinen bis in die Gegenwart hochgehalten wird. “

Im Jahr 1980 wurde die Blaue Fahne mit Motiv der Pumpe angeschafft. Diese wurde 2006 ins Stadtarchiv übergeben.

Im Jahr 1992 wurde auf Initiative der ehemaligen Fähnriche die Fahne mit Motiv des Gefängsnisturms neu aufgelegt. Außerdem wurde eine neue Fahne mit dem Motiv der Pantaleonsbüste angeschafft. Diese Fahne wurde jedoch 2004 bereits wieder in Stadtarchiv übergeben, da sie aufrund des dünnen Materials rissig geworden ist.

Weitere Höhepunkte sind die drei Siege in Folge bei den Bundesmeisterschaften aller Klassen, die der erfolgreichste Unkeler Fähnrich Jens Müller 1992, 1994 und 1996 errang. Jens Müller ist der erste Fähnrich überhaupt, dem dies gelang, seit die Bundesmeisterschaften aller Klassen im Fähndelschwenken ausgerichtet werden. In den darauf folgenden Jahren wurde diese Meisterschaft jeweils auf der St. Pantaleon Kirmes in Unkel ausgetragen.

Im Jahr 2000 wurde die Fahne von 1921 neu aufgelegt. Als letzte Fahne wurde die grüne Fahne mit der Muttergottes auf Initiative des alten Fähnriche im Jahr 2008 neu aufgelegt. In den Anfangsjahren des neuen Jahrtausends könnte über ausreichend Nachwuchs nicht gemeckert werden. So kam es, dass JGV Unkel im Zug schon mit 9 (!!!) Fähnrichen vertreten war.

Im jüngerer Vergangenheit zeigte sich Lothar Mollberg als Aushängeschild der Unkeler Fähnriche. Er konnte viele Meisterschaften nach Unkel holen, unter anderem den Bundesmeister aller Klassen, den Bundesmeister, den Rheinlandmeister, den Westerwaldmeister und viele mehr.

Ein besonderer Stellenwert kommt in Unkel  neben den Meisterschaften auch dem „Showschwenken“ zu. So ist es für die Zuschauer immer wieder schön anzusehen, wenn die Fähnriche zum Takt des Fähndelschwenkermarsches ihre bunten Wappenfahnnen zu Ehren der Königspaare, des Pfarrers und der Weinkönigin oder zu anderen festlichen Anlässen durch die Luft wirbeln. Besonders das Schauschwenken zum Einmarsch um 0.00 Uhr am Königsballs ist immer wieder ein Höhepunkt der Kirmes.